Die Wurzeln des Bierbrauens lassen sich sowohl in Lahnstein wie auch in der Familie Fohr bis ins 17. Jahrhundert, der Zeit des dreißigjährigen Krieges, zurück
verfolgen. In über 300 Jahren und mittlerweile 10 Generationen von Bierbrauern galt es immer wieder, Moderne mit Tradition zu verknüpfen und für die Zukunft zu rüsten. Die Geschichte der heutigen
Lahnsteiner Brauerei begann im Jahr 1624 in den Stadtmauern von Oberlahnstein.
1411 Die Geschichte der Lahnsteiner Brauerei beginnt mit der Errichtung des Pulverturms, des ältesten Bauwerks auf dem Firmengelände. "Loynstein" - das heutige Oberlahnstein - erhielt am 9. Januar 1324 die Stadtrechte. In den darauf folgenden Jahren begann man mit dem Bau der Stadtbefestigung. Diese verlief entlang der westlichen Außenmauer des heutigen Geländes der Lahnsteiner Brauerei und ist in vielen Teilen noch erhalten. Die Südostecke der Stadtbefestigung und heute die Südwestecke des Betriebsgeländes bildet der Pulverturm. Er wurde 1411 von Erzbischof Graf Johann II. von Nassau erbaut und wird in den historischen Dokumenten zunächst als "großer runder Turm in der Stadt" erwähnt. Spätere Bezeichnungen waren "runder Rindthorm" (1445), "Stumpsthurm" (1525), "Stumpfenturm" (1725) und "Zippturm", bevor 1727 zum ersten mal der heutige Name "Pulverturm" aufkam. Als einer der mächtigsten und größten Türme der alten Stadtbefestigung war der Pulverturm ständig bewacht und wurde weder während des dreißigjährigen Krieges noch im Zuge der napoleonischen oder der beiden Weltkriege zerstört. Heute beherbergt der Pulverturm im Erdgeschoß einen Lagerraum und im ersten Stock das Turmzimmer der närrischen Turmgarde, einer örtlichen Karnevalsvereinigung. In den beiden oberen Stockwerken ist die Einrichtung eines Brauereimuseums geplant.
1624 In der Hochstr. 44 wird das kurfürstliche Brauhaus zu Lahnstein zusammen mit dem
Schultheißenhaus neu errichtet. Daraus wird deutlich, daß an dieser Stelle schon vorher ein Brauhaus stand. Die Lahnsteiner Brautradition ist daher mit Sicherheit älter als 1624. Verwaltet wurde
das kurfürstliche Brauhaus durch die Kurfürstliche Hofkammer in Mainz, die hauptsächlich an der Biersteuer interessiert war. Das Doppelgebäude, zu sehen auf dem Bild links, steht noch heute in
der Lahnsteiner Altstadt und ist über den Keller miteinander verbunden.
1667 Jakob Fohr erwirbt in Ransbach den Bannzapf, wie das Braurecht damals genannt wurde. Zuvor besaß er bereits eine Hälfte dieses Bannzapfs, war also bereits als
Bierbrauer tätig. Der Brauer Jacob Foor, wie er damals geschrieben wurde, stammte wahrscheinlich aus der Gegend von Lüttich im heutigen Belgien. Viele seiner Landsleute kamen damals in den
Westerwald, das "Kannenbäckerland", um in den Tongruben zu arbeiten. Ihrer Furcht, in dieser Gegend kein adäquates Bier vorzufinden, verdankt die Familie Fohr den Beginn ihrer über 300jährigen
Brautradition.
1792 Nach der Auflösung des Kurfürstenturms Mainz durch Napoleon wird das kurfürstliche Brauhaus privatisiert.
1870 Johann Junker erbaut im alten Stadtgraben an der Sandgasse eine Brauerei.
1895 Franz Fohr, mittlerweile Brauer in siebter Generation, erwirbt am 01. September 1895 die "Junkersche Brauerei" in Oberlahnstein. Namensgeber der neuen Firma wurde der heilige St. Martin als Schutzpatron der Stadt Oberlahnstein. Zum Gelände der Brauerei gehört auch der Brauereiturm (Pulverturm), ein Teil der alten Oberlahnsteiner Stadtmauer.
1897 Auf dem Gelände der Lahnsteiner Brauerei wird der erste "große" Fabrikschornstein innerhalb der Mauern Lahnsteins mit einer Höhe von 25 m
errichtet. Er wurde zum Betrieb des neuen Dampfkessels und der Eismaschinenanlage benötigt. Außerdem werden ein dampfbetriebenes Sudwerk und eine elektrische Kraftanlage installiert.
1919 Die Lahnsteiner Brauerei feiert ihr 25jähriges Jubiläum. Seit der Übernahme durch Franz Fohr entwickelte sich die Brauerei von einem Kleinbetrieb hin zu einer "allen
modernen Ansprüchen vollauf genügenden, auf den Großbetrieb eingerichteten Brauerei".
1944 Nach dem Tod von Franz Fohr 1940 leitet zunächst seine Witwe Maria die Firma. 1944 übernehmen seine Neffen Hugo und Wilhelm Fohr die Lahnsteiner Brauerei. Im gleichen Jahr werden große Teile des Betriebes durch Bomben zerstört. Bereits im darauf folgenden Jahr wird er jedoch mit dreifacher Kapazität wieder aufgebaut.
1961 Das Sudhaus der Brauerei, dessen Kupferkessel durch die raumhohen Fenster in der Hintermauergasse gut zu sehen sind, wird installiert. Das Bild links zeigt die Maische- und Würzepfanne, in der Malzschrot und Wasser vermischt und später mit Hopfen gekocht werden. Als eines der ersten in Deutschland wird es ein Jahr später automatisiert. Vom Schroten des Malzes über das Brauen bis hin zum Abkühlen der Würze zur Gärung wird nun jeder Schritt durch die Steuerung gelenkt.
1965 Im ersten Stock des Produktionsgebäudes wird die Flaschenabfüllanlage mit einer Leistung von 12.000 Flaschen pro Stunde installiert. Die Anlage besteht noch heute, allerdings wurden die einzelnen Maschinen Schritt für Schritt erneuert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
1967 Dr. Rainer Fohr, Brauer in neunter Generation und heutiger Inhaber der Lahnsteiner Brauerei, tritt als geschäftsführender Gesellschafter in den Betrieb ein.
1976 Die CIP-Anlage (Cleaning-in-place) wird installiert. In jedem Gär- und Lagertank der Brauerei befinden sich nun Spritzköpfe, so daß alle diese Gefäße automatisch gereinigt werden können, ohne sie zu öffnen. Die anstrengende manuelle Arbeit fällt weg, der Verbrauch an Wasser und Reinigungsmitteln wird reduziert.
1982 Der alte Gärkeller mit offenen Gärbottichen wird weitgehend stillgelegt. Es werden drei
zylindrokonische, stehende Tanks (ZKTs) aus Edelstahl mit jeweils 1.100 Hektolitern (110.000 Liter) Inhalt installiert. Die Tanks dienen sowohl zur Gärung wie auch zur Lagerung des Bieres. Da nun
beide Produktionsschritte in einem Gefäß vollzogen werden können, wird der Verbrauch an Wasser und Reinigungsmitteln wesentlich reduziert und die Qualität des fertigen Bieres entscheidend
verbessert. Im Vordergrund des Fotos steht ein kleinerer ZKT mit 370 Hektolitern (37.000 Liter) Inhalt, der 1991 aufgestellt wurde.
1983 Die KEG-Anlage (engl. Keg = Faß) wird installiert. Mit Hilfe der KEG-Technik bleibt das Bier im Faß auch beim Zapfen unter Kohlensäure-Atmosphäre und ist so länger frisch.
Außerdem können diese neuen Fässer einfacher gereinigt und befüllt werden.
1989 Die brauereieigene Kläranlage wird installiert. Alle Abwässer werden in einem Mischbecken aufgefangen, zunächst neutralisiert und anschließend belüftet, um die organischen
Verunreinigungen im Abwasser aerob abzubauen.
1995 Am 01. September 1995 begeht die Lahnsteiner Brauerei ihr 100jähriges Jubiläum. Das Foto zeigt die heutige Ansicht der Brauerei in der Sangasse 1. Links steht das Verwaltungs- und rechts das Produktionsgebäude. Am rechten unteren Bildrand befindet sich der brauereieigene Getränke-Abholmarkt. Nirgendwo sind unsere Spezialitäten aus Lahnstein frischer zu erhalten als hier. Im Hintergrund des Bildes der Schornstein von 1897.
|
1999 Am 01. Oktober tritt Dr. Markus Fohr, Sohn des heutigen Inhabers Dr. Rainer Fohr und Brauer in der zehnten Generation, als Assistent der Geschäftsführung in die Lahnsteiner Brauerei ein.
2001 In Kooperation mit der Gasthausbrauerei und Kulturscheune Hof Aspich und den Maximilians Brauwiesen
sowie mit Unterstützung der Stadt Lahnstein und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Lahn wird der "1. Tag des Bieres in der Bierstadt Lahnstein" aus der Taufe gehoben und am 29. April
2001 erstmals veranstaltet. Dies soll aber nur den Beginn weiterer Aktivitäten zur Etablierung des Bierbrauens als wesentlichem Wirtschafts- und Tourismusfaktor der Stadt Lahnstein
darstellen.
2007 Am 1. Januar 2007 wurde aus der St. Martin Brauerei die neue "Lahnsteiner Brauerei". Damit wurde der regionale Bezug stärker betont. Neues Firmenlogo wurde der vom
"Lahnsteiner Weizenbier" bekannte Schriftzug. Die neue "Lahnsteiner Brauerei" wird auch in der Zukunft eine 100 %ige Privatbrauerei sein. Sämtliche Geschäftsanteile werden weiterhin von Dr.
Rainer Fohr und Dr. Markus Fohr gehalten. Die neue "Lahnsteiner Brauerei" ist in zehnter Generation eine Privatbrauerei. Auch die elfte Generation Felix Fohr zeigt bereits deutliche Anzeichen
ihrer Abstammung. Eines der ersten Worte des kleinen Felix war "Bier". Als einen seiner ersten kurzen Sätze formulierte Felix "noch Bier". Anmerkung: Gemeint war damit das alkoholfreie
"Lahnsteiner Malz".
2011 Dr. Markus Fohr schließt seine Ausbildung zum "Diplom-Biersommelier" ab. Parallel richtet die
Lahnsteiner Brauerei einen Bierkeller mit ihren Bockbierjahrgängen und internationalen Bockbierspezialittäten ein und beginnt mit dem Brauen von Craftbieren in Bügelverschlußflaschen.
Bierseminare runden das Angebot ab. 2012 folgt der Zertifikatslehrgang "Bierbotschafter IHK" zusammen mit dem Gastronomischen Bildungszentrum der IHK Koblenz.
2015 Die Jung GmbH in Braubach, langjähriger enger Vertriebspartner der Lahnsteiner Brauerei, stellt ihren
Getränkegroß- und Einzelhandel ein. Um alle gemeinsamen Kunden versorgen zu können, bietet die Lahnsteiner Brauerei daraufhin auch einen Heimdienst an, stellt einen Mitarbeiter des Hauses Jung
ein und übernimmt den Kleintransporter.